In
der Küche brodelt die Kaffeemaschine. Gerda Heinen ist froh, einmal in Ruhe
ihren freien Tag zu genießen. Wenn nachher die Kinder auf dem Weg zur Schule
sind, wird sie sich es mit einem Buch auf dem Sofa bequem machen und die Seele
baumeln lassen.
Im
oberen Stockwerk sind die Kinder lautstark damit beschäftigt, sich für das
Frühstück und den anstehenden Schultag fertigzumachen.
Die
Hunde des Hausherrn sind mittlerweile auch auf Betriebstemperatur, da ihrer Meinung
nach ein zweites Frühstück ansteht.
Ihr
Herrchen war ja heute Morgen schon zeitig mit ihnen schon unterwegs gewesen, da
er heute mit Heiner Wert und Herbert Sauer in Aachen einen Gerichtstermin hat,
wo er als Zeuge in der Diamantengeschichte befragt werden soll.
Jaja,
der liebe Hubert Kirfel. Lässt sich in den Ruhestand versetzten oder besser
gesagt, steigt aus.
Kann
es aber nicht sein lassen, sein Riechorgan in andere Leute Angelegenheiten
zustecken. Meist kreuzen sich die Wege Kirfel`s mit denen von Hillarius Meierfeld
und der Dame seines Herzens, Gerda Heinen.
Mit
einer Lautstärke die Tote auferstehen lässt, kamen die drei Zöglinge die Treppe
herunter gestürmt. Eine Elefantenherde hätte es wahrscheinlich leiser
geschafft. Das morgendliche Gezanke um das hellste Brötchen oder die größte
Tasse lief gerade in die entscheidende Runde.
Prima!
Dachte Gerda, warum sind die heute wieder so unausstehlich?
So
was nennt sich dann freier Tag.
Die
Zeit der Zerstreuung und Entspannung, die sich nach der aufregenden letzten Episode
ihres Lebensgefährten redlich verdient hatte. In ihrem tiefsten Innern wusste
sie, dass sich Hubert Kirfel nie ändern würde. Schon als Polizist gab er nicht
eher Ruhe, bis das alle Teilchen im Puzzle zusammenpassten. Nachdem er seinen
Dienst quittiert hatte, trat er immer wieder ins Fettnäpfchen. Man kann ruhig
sagen er zog sie an. Aber sie liebte diesen eigenwilligen, mit zynischem Humor
beseelten Mann.
In
Gedanken vertieft, sah sie in Zeitlupe wie ein Brötchen mit Marmelade durch die
Luft flog und sein Ziel fand. Das zum Wurfgeschoss umfunktionierte
Lebensmittel traf ungebremst ihre Tochter Uta ins Gesicht.
Der
Treffer wurde mit einem Schrei des Schreckens beantwortet.
Das
jüngste Familienmitglied hatte seine Schwester abgeschossen.
Es
war seine Antwort zu ihrer Aussage: „Kleiner mach mal voran, oder müssen
wir dir Hosenscheisser beim Brötchen schmieren noch helfen?“
Sein
älterer Bruder quittierte diesen Anschlag mit schallendem Gelächter, was dazu
führte, dass es jetzt so richtig losging.
Mit
starker Stimme der Mutter wurde es dann doch ruhiger und das Frühstück konnte
einigermaßen gesittet fortgeführt werden. Nach Beendigung der Nahrungsaufnahme
verfrachtete Gerda ihre Nachkommen in ihren KIA Sportage und brachte sie zum
Bus nach Froitzheim.
Auf
dem Rückweg überfiel sie ein komisches Gefühl.
Etwas
Schreckliches überfiel sie.
Sie
merkte, wie Nervosität breitmachte. Ein mulmiges Gefühl nahm ihren Körper in
Besitz.
Hoffentlich
lief alles in Aachen glatt.
Das
Handy klingelte.
Meierfelds
Nummer erschien im Display der Freisprecheinrichtung.
Sie
nahm den Anruf entgegen: „Hallo Hilli, was gibt’s?“
Mit
ernster Stimme sagte er: „Gerda, es gab einen Vorfall. Auf Hubert, Heiner und
Herbert wurde ein Anschlag verübt. Für Kirfel sieht es nicht gut aus. Komm so
schnell wie möglich nach Lendersdorf ins Krankenhaus!“